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Wasserstoffheizung – Was ist aus dem Traum geworden?

Wasserstoff wird seit Jahren als eine der Lösungen für klimafreundliches Heizen gehandelt. Denn grüner Wasserstoff, also aus erneuerbaren Energien gewonnen, ist tatsächlich klimaneutral. In der Heizungswelt bleibt dieser aber eher im Schatten der Möglichkeiten. In ganz Deutschland liegt der Anteil von Wasserstoffheizungen, zumindest in Privathaushalten, bei unter einem Prozent. Das ist mau.

Wenn wir in die Heizungsräume der deutschen Haushalte schauen, sehen wir vor allem die Klassiker. Also Gas- und Ölheizungen. Wärmepumpen kämpfen sich in Neubauten. Aber Wasserstoffheizungen bleiben die exotische Ausnahme. Wieso heizen wir nicht mit H₂?

Der Blick auf den Wirkungsgrad: H₂ kann nicht mithalten

Wasserstoff ist modern, aber in Sachen Effizienz sieht es leider ernüchternd aus. Der Wirkungsgrad ist so etwas wie die Effizienz-Bilanz eines Heizsystems. Er zeigt, wie viel von der eingesetzten Energie am Ende wirklich als Wärme im Zuhause ankommt. Und hier schneiden Wasserstoffheizungen noch ziemlich schlecht ab.

Der Grund: Grüner Wasserstoff entsteht aus Strom, durch Elektrolyse. Dabei geht schon rund ein Drittel der Energie verloren. Danach muss der Wasserstoff transportiert, gespeichert und im Heizsystem wieder in Wärme umgewandelt werden. Auch das kostet Energie. Unterm Strich bleiben bei einer reinen Wasserstoffheizung oft nur 25 bis 30 Prozent der ursprünglich eingesetzten Energie übrig, die wirklich als Heizwärme genutzt werden kann.

Bei der Wärmepumpe, im Vergleich, sieht das anders aus. Sie nutzt Strom, um die Wärme aus der Umgebung (Luft, Erde oder Grundwasser) ins Haus zu befördern. Und zwar sehr effizient. Aus einer Kilowattstunde Strom holt eine moderne Wärmepumpe drei bis fünf Kilowattstunden Heizwärme heraus – also einen Wirkungsgrad von 300 bis 500 Prozent. Und wenn am Ende mehr Wärme rauskommt, als Strom reingesteckt wurde, ist das ein entscheidender Faktor.

Wenn du mit Wasserstoff heizt, brauchst du deutlich mehr Energie, um den gleichen Wärmeeffekt im Haus zu haben.

Gesetzeslage: Wasserstoff erlaubt, aber nicht verfügbar

Das Gebäudeenergiegesetz schreibt seit 2024 vor, dass Neubauten zu 65 Prozent mit erneuerbarer Energie beheizt werden müssen. In Bestandsgebäuden greift diese Regel ab 2029 – aber nur, wenn ein offizieller Wärmeplan von der jeweiligen Kommune aufgestellt wurde. Und da haben wir das Problem. Denn Wärmepläne gibt es noch nicht wirklich bzw. hat nur ein Bruchteil der Städte bislang solche Pläne erarbeitet. Ohne Netz kein Wasserstoff, ohne Plan keine Förderung.

Und noch etwas: Wer ab 2024 eine neue Gasheizung installiert, muss ab 2029 nachweisen können, dass die Heizung mit mindestens 15 Prozent Bioenergie oder Wasserstoff beliefert wird. Bis 2030 steigt die Quote auf mindestens 30 Prozent und ab 2040 auf mindestens 60 Prozent. Das klingt erstmal ambitioniert, ist aber aus jetziger Sicht schwierig. Denn woher soll der Wasserstoff flächendeckend kommen?

Die Reise des Wasserstoffs führt eher zur Industrie

Die Bundesregierung hat 2023 ihre nationale Wasserstoffstrategie aktualisiert. Der Fokus liegt klar auf Industrie, Schwerlastverkehr und Energiespeichern, nicht auf Privathaushalten. Wasserstoff kann sich einen realen Platz in der Zukunft sichern, aber vor allem bei großen Verbrauchern. Der Einsatz im Heizungskeller fristet einem Schattendasein.

Als doch keine Wasserstoffheizungen in naher Zukunft?

Trotz der Schwachstellen, kann Wasserstoff funktionieren. Gasnetze bestehen bereits und könnten technisch relativ leicht auf Wasserstoff umgestellt werden. Auch sind H₂-ready-Kessel oder Brennstoffzellen schon vorhanden und können genutzt werden. In den nächsten Jahren wird Wasserstoff in der Wärmeversorgung wohl eher ein Nischenprodukt bleiben. Es ist kein Flop, aber auch kein Durchbruch. Für die meisten Haushalte ist der Umstieg einfach zu teuer Und zu ineffizient. Aber zumindest als Hybridlösung denkbar.

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Janin Wordel

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