Die Wärmewende wird heiß diskutiert, im wahrsten Sinne des Wortes. Denn wenn wir an Frittenfett denken, dann wohl kaum auch gleichzeitig an unsere Heizung. Ölheizung, um genau zu sein. Viele kennen HVO nur von der Tankstelle. Doch das Potenzial für Heizungsraum ist ebenfalls enorm.
HVO ist tatsächlich ein Kraftstoff, genauer gesagt: Hydrotreated Vegetable Oil. Also hydriertes Pflanzenöl. Der Clou: Es sieht zwar aus wie Diesel, ist aber nicht aus Erdöl gemacht, sondern aus Resten wie altem Frittierfett, Tierabfällen oder Pflanzenresten.
Anders als klassischer Biodiesel (dafür muss der Raps & Co. erst angebaut werden), wird HVO in einem chemischen Prozess mit Wasserstoff behandelt. Das macht es extrem rein, stabil und fast identisch zu fossilem Heizöl oder Diesel. Kein Verkleben, kein Verharzen, keine Probleme im Tank. Alles läuft sauber und wie gewohnt.
Und genau deshalb ist HVO nicht nur was für Autos und LKW, sondern auch als Heizöl-Ersatz. Viele moderne Ölheizungen kommen damit klar, ohne das bestehende Heizsystem umbauen zu müssen.
Der Vorteil liegt auf der Hand: Statt weiter fossiles Öl zu verbrennen, nutzt man einfach das, was sowieso schon da ist. Müll, Abfall und Reste, natürlich sauber aufbereitet. Und spart dabei ordentlich CO₂. Bis zu 90 Prozent weniger Emissionen entstehen beim Betrieb der Ölheizung. Ist halt sauberes Öl.
Während HVO in Deutschland noch kleine Schritte läuft, zeigen andere Länder, dass es funktioniert. Besonders Finnland, Schweden und die Niederlande gehen mit gutem Beispiel voran.
In Finnland ist HVO längst im Straßenverkehr angekommen. Das finnische Unternehmen Neste liefert dafür Millionen Liter jährlich. Beim klimaneutralen Heizen setzt das Land jedoch auf Fernwärme und Wärmepumpen. Rund 57 % der Haushalte sind an das Fernwärmenetz angeschlossen, in Städten wie Helsinki sogar deutlich mehr. Die Wärme stammt meist aus Biomasse und Abwärme. Wärmepumpen sind ebenfalls weit verbreitet. Und HVO? Als Heizstoff in Gebäuden kommt HVO nicht zum Einsatz.
Wenn es ums Heizen geht, hat Schweden seinen Weg längst gefunden. Und das ebenfalls ganz ohne HVO im Heizkeller. Auch dort haben Fernwärme und Wärmepumpen die Nase vorn. Schweden hat HVO lange als Biokraftstoff im Verkehr steuerlich unterstützt. Doch diese Vorteile wurden 2023 deutlich gekürzt. Im Wärmesektor? Keine breite Nutzung und keine staatlichen Programme, die das ändern sollen.
Tatsächlich spielt HVO in den Niederlanden auch eine wichtige Rolle, allerdings fast ausschließlich im Verkehrssektor. Unternehmen wie McDonald’s liefern gebrauchte Speiseöle an den finnischen Hersteller Neste, der daraus HVO-Kraftstoff herstellt. Auch Logistikdienstleister und öffentliche Flotten setzen vermehrt auf HVO100, um ihre CO₂-Bilanz im Straßenverkehr zu verbessern. Im Wärmesektor spielt auch hier HVO keine Rolle. Denn bereits ab 2026 soll der Einbau neuer fossiler Heizungen verboten werden. Da bleibt keine Zeit, um HVO flächendeckend und vor allem kostengünstiger auszurollen. Stattdessen setzt man dort auf Wärmepumpen.
Und Deutschland? Hier wird HVO ebenfalls fast ausschließlich im Verkehrssektor eingesetzt. Aber längst noch nicht so verbreitet wie in den anderen Ländern. Der Einsatz im Wärmemarkt? Fehlanzeige. HVO ist als Heizstoff nicht steuerlich begünstigt und damit teurer als klassisches Heizöl. Das macht es als Heizstoff wenig attraktiv. Davon abgesehen, dass es nicht verfügbar ist. Doch technisch wäre HVO in modernen Ölheizungen zumindest sofort einsetzbar.
Heizen mit Frittenfett klingt gut. Funktionieren würde es auch. Aber ein neuer Heizstoff wird daraus nicht, zumindest nicht unter den aktuellen Bedingungen. Vergessen dürfen wir nur nicht, dass die Wärmewende im Bestandsgebäude stattfindet. Da, wo Wärmepumpen nicht effizient laufen können, ist HVO eine echte Chance. Aber dafür ist es noch zu früh.
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