Wer sich mit neuen Brennstoffen beschäftigt, stolpert schnell über HVO oder E-Fuels. Zwei flüssige Kandidaten für die Zukunft, die vor allem eins können: sauber heizen, ohne das komplette System zu tauschen. Technisch läuft das schon und viele moderne Kessel sind bereit. Nur beim Preis zieht synthetisches Heizöl oft den Kürzeren. Es ist einfach noch zu teuer. Oder doch nicht? Und was heißt überhaupt teuer, wenn man einen Markt betrachtet, der sich gerade komplett neu sortiert? Wir schauen uns das Ganze mal an.
1. Der Preisunterschied hat Gründe
HVO kostet aktuell zwischen 1,20 und 1,30 Euro pro Liter. Klassisches Heizöl liegt preislich etwa ein Drittel darunter. E-Fuels können sogar auf 2,50 Euro und mehr steigen. Da fällt die Entscheidung auf den ersten Blick nicht schwer, doch ein zweiter Blick auf die Quittung macht Sinn. Denn fossiles Heizöl wird steuerlich begünstigt. Die Energiesteuer liegt bei nur rund sechs Cent pro Liter. Synthetische Alternativen wie HVO oder E-Fuels zahlen dagegen den vollen Satz, aktuell über 47 Cent.
Das allein erklärt einen großen Teil des Preisunterschieds. Die steigende CO₂-Abgabe auf fossile Brennstoffe bringt noch mal 17 Cent pro Liter obendrauf. Zertifiziertes HVO und E-Fuels sind davon befreit. Das macht den Abstand etwas kleiner, ändert aber nichts am Grundproblem: Wer klimafreundlich heizen will, wird steuerlich schlechter behandelt.
2. Die Technik kann es längst, aber die Norm fehlt
Rein technisch sind paraffinische Brennstoffe wie HVO oder E-Fuels voll kompatibel. Moderne Brennwertgeräte können sie verarbeiten, viele Hersteller haben sogar schon erfolgreich getestet. Was fehlt, ist die offizielle DIN-Norm. Und das ist entscheidend. Solange die nicht da ist, bleiben Freigaben freiwillig. Kein Installateur will haftbar gemacht werden, kein Hersteller will in Vorleistung gehen. Ergebnis: Wer HVO im Tank hat, muss selbst rausfinden, ob der eigene Kessel mitspielt. Das ist nicht wirklich hilfreich, um synthetisches Heizöl in die Keller zu bringen. Also, was her muss, ist eine DIN-Norm für synthetisches Heizöl. Denn dann können Hersteller von Heizungstechnik ihre Geräte offiziell für HVO & Co. freigeben.
3. Warum E-Fuels so teuer sind
E-Fuels gelten als echte Gamechanger für klimaneutrale Wärme. Sie entstehen aus Wasserstoff und CO₂, zum Beispiel aus der Luft. Das klingt gut, ist aber aufwendig. Die Herstellung braucht viel Strom, viel Technik und eine Menge Geld. Produktionsanlagen sind rar, die Ausbeute gering. Während HVO aus bestehenden Fett- und Abfallresten erzeugt wird, müssen E-Fuels von Grund auf synthetisch hergestellt werden. Kein Wunder, dass der Literpreis aktuell weit über dem von HVO liegt. Geschweige denn dem von klassischem Heizöl.
Was muss sich also ändern?
Wenn synthetisches Heizöl eine echte Zukunft haben soll, braucht es drei Dinge:
• Eine verbindliche DIN-Norm für paraffinisches Heizöl, damit Hersteller ihre Geräte freigeben können
• Eine steuerliche Gleichstellung mit fossilen Brennstoffen – oder eben eine Entlastung für klimafreundliche Alternativen
• Förderprogramme, die den Umstieg belohnen statt blockieren
Fazit: Klimafreundlich darf kein Luxus sein
Synthetisches Heizöl ist kein cooles Gadget für Early Adopter. Es ist eine funktionierende Lösung für Millionen Ölheizungen, die noch lange laufen werden. Wer klimafreundlich nachrüsten will, braucht keine neue Technik, sondern faire Rahmenbedingungen. Steuerliche Gleichstellung, definierte Standards und technologieoffene Förderung wären ein Anfang. Denn sauber heizen ist möglich.