Fliegen ist für viele normal. Was für uns eine schnelle Möglichkeit ist, an einen anderen Ort zu kommen, ist für die Umwelt schwer zu verdauen. Denn der Luftverkehr ist für rund 3,5 Prozent der weltweiten CO₂-Emissionen verantwortlich. Auch hier muss umgedacht werden. Elektroflugzeuge für Langstrecken? Schwierig. Aber es gibt Sustainable Aviation Fuels, kurz SAF. Das sind nachhaltige Flugtreibstoffe, die im bestehenden Tanknetz genutzt werden können. Und weil bei der Herstellung und Verbrennung weniger fossiles CO₂ anfällt, ist der Fußabdruck deutlich kleiner.
Was genau steckt hinter SAF?
Anders als übliches Kerosin basieren SAF nicht auf fossilen Brennstoffen, sondern auf erneuerbaren Rohstoffen oder grünem Strom. Da sie genauso gut funktionieren wie fossiles Kerosin, gilt SAF als nachhaltige Alternative.
SAF können auf zwei Wegen hergestellt werden:
- Biobasierte SAF
Diese SAF werden vor allem aus gebrauchten Speiseölen, tierischen Fetten und pflanzlichen Ölen gewonnen. Auch Reststoffe wie Holz, Stroh oder andere lignozellulosehaltige Biomasse sind tauglich. Wichtig ist, und da achtet die Politik drauf, dass die Rohstoffe nachhaltig sind. Das heißt: müssen nachhaltig sein. Es darf keine Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion entstehen. Also alles, was zu viel Fläche und Wasser benötigt, ist als biobasierter SAF nicht geeignet.
Der bekannteste Herstellungsweg heißt HEFA (Hydroprocessed Esters and Fatty Acids). Dafür werden Abfallöle oder Pflanzenfette mithilfe von Wasserstoff in paraffinische Kohlenwasserstoffe umgewandelt, anschließend raffiniert und an die Eigenschaften von klassischem Kerosin angepasst. Das Ergebnis ist ein Treibstoff, der sich technisch genauso einsetzen lässt wie fossiles Kerosin. Andere Verfahren wie Fischer-Tropsch (FT-SPK) oder Alcohol-to-Jet (AtJ) stehen ebenfalls bereit, vor allem wenn es um die Verarbeitung von fester Biomasse oder Alkoholen geht. Sie sind durchaus komplexer. - Strombasierte SAF (PtL – Power-to-Liquid)
Im Gegensatz zu biogenen SAF werden PtL-Kraftstoffe nicht aus organischen Reststoffen hergestellt, sondern synthetisch aus erneuerbarem Strom, Wasser und Kohlendioxid erzeugt. Power-to-Liquid (PtL) ist ein mehrstufiges Verfahren, bei dem aus erneuerbarem Strom, Wasser und CO₂ ein synthetischer Kraftstoff entsteht, der fossilem Kerosin chemisch vollkommen entspricht. Der Weg dorthin beginnt mit der Elektrolyse. Das benötigte Kohlendioxid wird im nächsten Step entweder aus industriellen Abgasen oder direkt aus der Umgebungsluft abgeschieden. Aus Wasserstoff und CO₂ entsteht schließlich ein Synthesegas, eine Mischung aus Wasserstoff und Kohlenmonoxid. Dieses Gasgemisch wird dann in der Fischer-Tropsch-Synthese, in flüssige Kohlenwasserstoffe umgewandelt. Daraus lässt sich schließlich synthetisches Kerosin herstellen, das in Flugzeugen eingesetzt werden kann.
Welche Airlines setzen schon auf SAF?
In den USA sind United Airlines und JetBlue die Vorreiter. JetBlue nutzt seit 2024 am JFK Airport in New York regelmäßig SAF und plant, den Anteil stark auszubauen. Virgin Australia fliegt seit 2019 mit SAF und hat schon mehrere Millionen Kilometer damit zurückgelegt. In Europa ist der Einsatz noch vorsichtiger. Der Hamburger Flughafen versucht, den eigenen Betrieb mit SAF klimafreundlicher zu machen. Lufthansa testet die nachhaltigen Kraftstoffe ebenfalls, aber die begrenzte Verfügbarkeit und die hohen Preise verhindern einen breiten Einsatz.
EU-Vorgaben und politische Rahmenbedingungen
Die EU gibt vor, dass ab 2025 mindestens 2 Prozent des Kerosins aus nachhaltigen Quellen stammen müssen. Bis 2030 soll der Anteil auf 6 Prozent steigen. Langfristig peilt man sogar 70 Prozent bis 2050 an. Doch aktuell sieht die Realität anders aus: Weltweit wurde 2024 nur etwa 1,3 Milliarden Liter SAF produziert, das sind gerade mal 0,1 Prozent des globalen Kerosinbedarfs. Die Lücke zu den Zielen ist riesig.
Warum stagniert der Einsatz?
Das Kernproblem sind die Kosten. SAF ist derzeit drei- bis fünfmal so teuer wie fossiles Kerosin. Für Airlines, die ohnehin mit engen Margen kämpfen, sind diese Mehrkosten kaum tragbar. Außerdem gibt es weltweit noch zu wenige Produktionsanlagen, und die Infrastruktur für die Verteilung an Flughäfen ist noch in den Kinderschuhen. In Deutschland verschärft die Kürzung der Fördermittel die Situation zusätzlich. Im Gegensatz dazu investieren andere Länder deutlich mehr, um Produktion und Infrastruktur voranzutreiben.
Sustainable Aviation Fuels sind heute der einzige realistische Weg, um den Luftverkehr klimafreundlicher zu machen. Ihre Verbreitung wird wachsen, doch wie schnell und wie groß dieser Markt wird, hängt stark von politischen Entscheidungen, Investitionen und technologischem Fortschritt ab.