Der indische Produzent AM Green und die Hafenbehörde Rotterdam sind sich einig. Eine grenzüberschreitende Lieferkette für grünen Wasserstoff und Ammoniak soll zukünftig Indien und Nordwesteuropa verbinden. Die Produktion startet zunächst in Kakinada, an der Ostküste Indiens. Der Transport der grünen Moleküle soll über Rotterdam laufen, Europas größter Energiehafen und logistische Drehscheibe für über 13 Prozent des europäischen Energiebedarfs. Wer dort anlandet, hat direkte Verbindung in die großen Märkte. Und AM Green bringt die passenden Volumina mit.
Jährlich 1 Million Tonnen grüner Wasserstoff
Jährlich 1 Million Tonnen grüner Wasserstoff
AM Green will bis 2030 jährlich bis zu fünf Millionen Tonnen grünen Ammoniak produzieren, das dann nach Rotterdam verschifft wird. Das entspricht etwa einer Million Tonnen grünem Wasserstoff. Ziel ist eine stabile Energielieferkette von Indien nach Europa mit Rotterdam als Ankerpunkt. Die ersten Liefermengen sind ab 2025 geplant. Der erwartete Handelswert liegt bei bis zu einer Milliarde US-Dollar pro Jahr.
Der Wasserstoff selbst reist dabei nicht pur, sondern in chemisch gebundener Form. Denn reiner Wasserstoff ist technisch aufwendig zu speichern und zu transportieren. Er benötigt extrem niedrige Temperaturen und hohen Druck. Ammoniak dagegen ist als Trägerstoff etabliert, einfacher zu handhaben und vielseitig einsetzbar. In Europa lässt sich der Ammoniak wieder aufspalten oder direkt weiterverarbeiten, etwa in der Industrie oder zur Herstellung synthetischer Kraftstoffe.
Neben dem Ammoniak plant AM Green eine jährliche Produktionskapazität von einer Million Tonnen nachhaltigem Flugkraftstoff. Weitere grüne Moleküle sind bereits in Vorbereitung. Ob als E-Fuel, als emissionsfreier Chemiebaustein oder als Grundlage für Düngemittel – der Baukasten für eine klimaneutrale Energiezukunft nimmt Form an. Die Partnerschaft mit dem Hafen Rotterdam soll dafür sorgen, dass diese Moleküle nicht nur produziert, sondern auch zuverlässig nach Europa gebracht werden.
Warum Rotterdam so wichtig ist
Rotterdam ist nicht nur der größte Hafen Europas, sondern zunehmend der wichtigste Knotenpunkt für grüne Energie. Was früher Tanker mit Rohöl brachte, liefern heute Moleküle mit Zukunft. Wasserstoff, HVO, E-Fuels – der Wandel ist in vollem Gange und zeigt, wie Logistik sich neu strukturiert.
Im Hafen entstehen derzeit gleich mehrere Wasserstoff-Hubs, sowohl für eigene Elektrolyseprojekte als auch für den Import aus Ländern wie Indien, Australien oder den Golfstaaten. Gleichzeitig wächst das Netz aus Pipelines für CO₂ und alternative Kraftstoffe. Ziel ist es, den grünen Nachschub effizient nach ganz Europa zu bringen.
Auch die Infrastruktur für synthetische Kraftstoffe ist kein Zukunftsversprechen mehr. Rotterdam bietet heute schon Tank- und Lagerkapazitäten für HVO100 und E-Fuels. Mit Partnern wie Neste, Infinium, Air Liquide oder bp wird der Standort zur Schnittstelle zwischen Produktion und Anwendung. Schiene, Straße, Luft oder Industrie – wer grünen Kraftstoff braucht, wird hier versorgt.
Eine energiegeladene Partnerschaft für die Zukunft
Was der Hafen Rotterdam an logistischer Systematik mitbringt, liefert AM Green an Produktionskapazität und Know-How. Zusammen wollen sie Indiens „Green Hydrogen Mission“ und Europas Dekarbonisierungsstrategie verbinden. Die Entwicklung neuer Terminalinfrastruktur ist Teil der Vereinbarung, genauso wie der Aufbau sicherer Verteilnetze für wasserstoffbasierte Produkte.